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Channel: Lange Artikel – Marcel Waldvogel
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Cloudspeicher sind nicht (immer) für die Ewigkeit

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Wieder schliesst ein Cloudspeicher seine Tore. Was wir daraus lernen sollten.

«Saldo» meldet, dass die Swisscom die Gesundheitsplattform Evita.ch im November vom Netz. Bis dahin müssen die Patient:innen, die z.T. seit 2011 auf diese Cloudplattform vertrauten, ihre Gesundheitdossiers mit Diagnosen, Röntgenbildern und Arztberichten herunterladen. Kein einfaches Unterfangen, wie «Saldo» schreibt.

Auch an anderer Stelle sind gerade Cloudspeicher geschlossen worden: So mussten «Weltbild»-Kund:innen, welche dort eBooks "gekauft" hatten, diese innert kurzer Frist herunterladen, wenn sie diese nicht verlieren wollten.

Wer sich also nicht regelmässig um den Zustand seiner Ablage für eBooks, Röntgenbilder und alles andere kümmert, dürfte irgendwann eine Überraschung erleben. Für viele allerdings dürfte der allfällige Verlust von eBooks einfacher zu ersetzen sein als der von medizinische Daten.

Am schlimmsten dürfte es aber für Cloud-Nutzer:innen sein, wenn ihre persönlichen Daten in der Konkursmasse des Cloudanbieters landen und an den Meistbietenden verscherbelt werden, wie das in anderen Fällen schon geschah. Zum Glück ist das in der Schweiz nicht zu erwarten und auch in den USA nicht mehr so leicht wie früher; vollständig auszuschliessen ist es aber nicht.

Lehren ziehen

Clouddienste schienen «fire and forget» zu sein: Man lacht sich die einmal an und dann muss man sich um nichts mehr kümmern.

Ende des Dienstes

Aber auch hier zeigt die Realität: Sobald der Anbieter kein Geld oder keine Lust mehr hat, hört der Dienst möglicherweise sehr kurzfristig zu existieren auf. Ohne zusätzliches, eigenes Backup sind die Daten dann unter Umständen für immer und unwiederbringlich verloren.

Fehler passieren überall

Zwischendurch löschen Cloudanbieter auch aus Fehlern Kundendaten. Ein Backup empfiehlt sich auch deshalb:

Kontosperrungen

Eine weitere Möglichkeit ist, wenn der Cloudanbieter sich plötzlich entscheidet, dass man gegen seine Nutzungsbedingungen verstossen habe. Und das Konto dann einfach sperrt oder löscht. Gerade bei den Gratisanbietern hat man als Enduser oft gar keine Kontaktmöglichkeit und selbst wenn, die Nutzungsbedingungen sind meist so ausgestaltet, dass der Cloudanbieter alleine entscheiden darf.

So blieb auch in diesem Fall das Konto gesperrt, alle Mails, Daten, Kontakte, Termine unerreichbar. Und das, obwohl die Ermittlungsbehörden bestätigten, dass es in dem Fall um eine medizinische Nachfrage zwischen den Eltern des gemeinsamen Kindes zu einer Gesundheitsfrage ging.

IT-Sicherheit

Aber es muss nicht immer die Schuld des Anbieters sein: Vielleicht knackt jemand Ihr Passwort und löscht dann die Daten aktiv. Deshalb ist es hilfreich, wichtige Daten auch offline zu haben.

Zum Mitnehmen

Oder wie es jemand sehr gut zusammenfasste:

«Geht in die Cloud,» haben sie gesagt. «Da sind eure Daten sicher,» haben sie gesagt. «Backup, Serverpflege, für alles ist gesorgt,» haben sie gesagt.

Fediverse-Post der Cryptoparty Köln-Bonn

Schlussfolgerungen

  • Regelmässig den Status aller Cloud-Anbieter überprüfen, bei denen man wichtige Daten hat.
    Da das meist zu mühsam ist und noch ein Restrisiko beinhaltet, ist Folgendes vorzuziehen:
  • Ein eigenes Backup aller wichtigen Daten machen, die bei Cloud-Anbietern lagern.
    • Am besten automatisiert man das, falls der Cloudspeicher eine Synchronisationsfunktion anbietet. (Dies ist leider bei weitem nicht überall der Fall, kann aber ein Kriterium bei der Auswahl sein, falls man eine Wahl hat.)

[Änderungen 2024-09-10: Der Artikel wurde stark erweitert]


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